DER UNFALL

Dan Quixote in seinem Sancho Punto gegen die Windmühlen des Deutschen Staats.


Die Technik

Ich muss zugeben, bei nasser Straße ist die Bodenhaftung mit den 155/70 R13 75T Reifen nicht so gut. Ich habs auf alle Unkenrufe überprüft: Das Profil ist ausreichend und wird noch eine Weile ausreichend sein. Es war ja letztlich nicht nur die nasse Fahrbahn - Vielmehr ein Konglomerat aus gerade-erst-losgefahren, scheibe beschlägt, dichter Stadtverkehr, Stop-and-Go und der behinderte Smart-Fahrer, der zwei Autos vor mir meint er müsse während der beginnenden Grünphase seine Spur verlassen und einen Unfall initiieren.
Wir ware zu dritt unterwegs: Ich bog in die Universitätsstraße ein und wollte nach Dormagen über die Autobahn. Neben mir saß meine Freundin, wir waren hungrig auf das Essen, dass bei meiner Oma auf uns wartete. Im Fond saß/lag ein übernächtigter Konrad, den wir mit nach Horrem nahmen. Ich bremse neben dem Unihochhaus, nach der Abbiegung auf die Universitätsstraße und bemerke erheblichen Kontaktverlust zur Straße. Wir rutschen einen meter hinter die Haltelinie und ich kann mein Sitrnrunzeln nur schelcht verbergen. Der Wagen war ungewöhnlich schwer mit zwei Leuten mehr. Die Zulassungsbescheinigung gibt bei Ziffer G die Leermasse mit 925kg an. Mit meiner Wenigkeit und meinen beiden Gästen sind wir schnell bei zusätzlichen 250kg und rechne mal 50kg an Krempel und einem vollen Benzintank dazu:
1225kg - Ziffer F1 beschreibt die Zulässige Gesamtmasse mit 1310kg, also wär locker noch Platz gewesen. Als ich auf der mitleren Spur, auf der Höhe der Universitätsstraße, wo ein dreieckiges Schild eine Gefahr vor Schwänen kennzeichnet zum Stehen komme, bin ich schon etwas beunruhigt. Aber was soll passieren, die Strecke bin ich so oft gefahren und außerdem regnet es ja jetzt auch nicht mehr.

Tathergang


Es wird grün, die drei Autos vor mir setzen sich fast parallel in Bewegung, als der vorderste, ein Smart, urplötzlich nach rechts ausschert und in den rechtsabbieger fahren will. Noch in der Beschleunigung fühlt sich der Fahrer dahinter bedrängt und steigt voll in die Eisen - kommt mit einer Vollbremsung sofort zum stehen, einen Meter dahinter, ein grüner Alfa Romeo 156 reagiert zu spät und fährt ihm fast auf - der Fahrer eines grünen Punto dagegen, mit seinen bereits 25km/h und steigend, sieht es früh genug, reagiert geistesanwesend schnell ...
...aber rutscht einen ganzen meter weit. Zu weit - in den Alfa Romeo hinein. Es macht einen dumpfen, blechernen laut, vom ein Aufprall hat man aber fast nichts gespürt. "oh no!" Ich schlage mit einer Hand aufs Lenkrad.
Aus der Fahrertür des Alfa steigt ein junger Mann mit hochgeklapptem Kragen und Handy am Ohr. Der Typ hatte nichts besseres im Kopf als SOFORT die Bullen zu rufen. Was soll ich ihm vorwerfen, klar ist es sein Recht auf eine Klärung zu bestehen, aber das ganz soll seinen bitteren Beigeschmack noch bekommen.

Sein Name ist Felix


Zunächst waren wir beide sehr betroffen, und auf seine Nachfrage ob jemand verletzt sei, und ich verneinen konnte, sagte ich ihm wie überrascht ich war, und wie schlecht für die sachlage, dass der Smartfahrer sich aus dem staub gemacht hat, es ja vielleicht sogar nicht einmal mitbekommen hatte. Was ich finde, meine bedeutsamen Urtieler vor dem Schirm, den Vorwurf der Unachtsamkeit gegenüber dem smartfahrer nur erhärtet! Mein gegenübergab, zwar freundlich, aber dennoch lakonisch zur bemerkung, dass "der wer auffährt wohl die Schuld treffe". Für ihn wohl wichtige Variable in dem Spiel das nun Begann, für mich nicht direkt der hauptgegenstand der Verhandlung, ich wollte wissen was ist überhaupt kaputt.

Nunja, meine Freunde des geschulten Blicks, die Photos zeigen es ja schon ganz gut - der punto hat ein schiefes Gesicht bekommen. Ja, die Motorhaube ging sofort nach dem Unfall wieder auf, ja der Wagen sprang an und auch kein Kühlwasser lief aus. Wir einigten uns, jetzt da die Polizei sowieso schon unterwegs ist, und die Sachlage geklärt, auf dem Bürgersteig daneben zu parken, damit der Verkehr weiteregehen kann. Dann betrachteten wir seienn Wagen. Einen dunkelgrün-metallic lackierte Stoßstange und kein Kratzer dran. Er gab nicht auf, öffnete den Kofferaumdeckel, hob das Flies hoch und schaute in den Reserveradkasten: Keine Veränderung, keine Stauchung, nichts zu erkennen. Er hatte einfach NICHTS an seinem Wagen. So langsam bekam ich zweifel an der ganzen Realität hier.

Er hieß Felix, was für ein Glück für ihn, war nur gering älter als ich und hatte seine Freundin in em Wagen seines Vaters dabei. Auch er war nur unterwegs nach Leverkusen, nach Hause. "Ärgerlich," - "ja so etwas ist ärgerlich. " - "Ja das passiert eben, aber zum Glück ist keinem was passiert" Noch nicht, dachte ich und stellte mir schonmal die Situation mit der Polizei vor.

Die Polizetta


Die beiden Polizisten kam, und was meiner Meinung nach noch fehlte, war das Kamerateam, denn die beiden sahen aus wie aus dem Fernsehen. "Im Einsatz" oder "Köln - Streife". Der eine, ein junger blonder, sah aus wie Oliver Pocher und redete auch so. Das Lustige war, nachher stellte ich fest dass er auch so hiess "Oliver", zumindest mit dem Vornamen. Der andere war Diensthöher und älter, hatte mehr Sternchen auf seine Schulter tätowiert und war mit den anderen Partei in Unterredung. Oliver liess sich den Tathergang schildern und Führerschein und Papiere aushändigen. Die beiden Polizetten verschwanden dann wieder im grün-silbernen VW Passat und fingen an ihre Exekutive Gewalt in Formulare umzuwandeln. Ein Durchschreibbogen für Verkehrsunfälle mit Feldern für Zeugenbennennung und bitte ankreuzen, wenn sie sich im vorneherein für Schuldig befinden.

Oliver kam zu mir und war konsterniert. "Dieser Führerschein, können Sie mir sagen wann der ausgestellt wurde?" ich sehe ihm in die Augen. Wenn ich Menschen in die Augen sehe, so behaupte ich von mir, kann ich erkennen, welche Gefühle oder Motive sie mit ihren Aussagen hegen; zumindest von der Richtung ihrer Absicht. "Das ist ein internationaler Führerschein, da sind die Ziffern immer gleich," belehre ich ihn. Ich wende den Führerschein und zeige ihm die Legende, die natürlich hier auf polnisch war, und lese laut vor "Ziffer 4a: Data wydania praw jazdy." Er schaut mich ungläubig an, ich habs warscheinlich falsch ausgesprochen, aber er war kein Pole. Ich wende die Karte wieder und das Datum 02.02.09 steht hinter Ziffer 4a. Er war darauf irgendwie schon vorbereitet und sagte sofort seinen Satz: "Sie wissen, dass ausländische Führerscheine, die nach dem 19. Januar 2009 ausgestellt wurden nicht mehr anerkannt werden." "Nein, "log ich. "das ist mir neu. Warum sollte das so sein?" fragte ich häßlich zurück. Da hatte er keine Antwort drauf, denn das überstieg letztlich sein Wissen. "Nichtsdestrotz werden wir den Führerschein einbehalten müssen." "Ich glaube das werden Sie nicht." sagte ich leicht gereizt. Ich gab zu verstehen, dass dies ein rechtmäßiges Dokument sei, und sie mir das erst schriftlich geben müssten und bla.
Er bat mich mich zu beruhigen, er würde zunächst mit dem Kollegen sprechen. Also ging er fort und strengte sein Funkgerät an. Ich bekam mit, wie er auf und abging und mit "der Zentrale" klärte, ob er den schein jetzt einbehalten soll oder nicht. Anscheinend war Olli sich da nicht so sicher. "Aber die Petra hat in einer Fortbildung gehört, dass die Füherescheine ausnahmlsos einzuziehen sind!?" Die antwort aus dem Funkgerät war nicht zu verstehen. Aber die Fragestellung legte alles auf den Tisch. In der zwischenzeit kam der andere Polizetto zu mir und unterbreitete mir, dass ein Unfall wie dieser unstreitbar von mir verursacht wurde und ich deshalbe einer Ordnungswidrigkeit strafbar wurde. Die Höhe für das Bußgeld wäre 35 Euro und ich könne das sofort per EC-Karte oder per Bankeinzug bezahlen. Eine Möglichkeit dem zu entgehen, gebe es nicht, es würde im nachhinein nur mit Verwaltungsgebühren beladen sein. "Nehmen Sie auch VISA?" Der Witz kam nicht an, ich gab meine EC Karte in das tragbare Gerät.

Und jetzt?


Oliver kam wieder zu mir und hatte sich nun eine Taktik bezüglich des Führerscheins zurechtgelegt. Ich bemerkte, dass Oliver wohl jünger sein mochte als ich und er baute sich im gehen etwas auf, rückte seine Hose zurecht und begann mit einer Geste zu sprechen. Er gab mir den Führerschein wieder. "Ich kann Ihnen den FÜhrerschein nicht abnehmen, aber ich kann Sie auch nicht weiter im Straßenverkehr fahren lassen. Dieser Führerschein mag weiter in ihrem Besitz sein, aber er ist ungültig. Damit machen Sie sich des Fahrens ohne Fahrerlaubnis schuldig und werden von uns in den nächsten Tagen diesbezüglich Post bekommen." - Ich traute meinen Ohren nicht.
Ich handelte noch ein wenig mit ihm über sein warum und wollte das Begründngsverfahren kennenlerne, aber für ihn galt nur das Datum auf dem Lappen und meine Hände am Steuer. "Deshalb muss ich leider die zeugen befragen, ob sie bezeugen können, daß Sie am Steuer des Wagen zur gesessen haben." ich war verwirrt, das war mir zu amtsmechanisch. Nicole und Konrad mussten Unterschrift leisten und waren ebenso ratlos über diese Aktion, aber der Witz sollte erst noch kommen. "Jetzt können wir Sie natürlich nicht weiterfahren lassen, kann ihre Beifahrerin das Auto vom Bürgersteig fahren?" Kein Wort davon ob das Auto fahrtauglich ist. "Nein, die hat keinen Führerschein gemacht"
In dem Moment legt mein Freund im Fond seine Bierflasche unbemerkt aus der Hand und klettert aus dem Rücksitz mit dem kopf voran in das Gespräch vor dem Wagen. "Ich kann fahren, aber...", gab er dem Polizisten zu bedenken "Ich habe meinen Führerschein nicht DABEI. Also ich BIN fahrtauglich, ich habe lediglich meinen Personalausweis hier." Er zeigt ihn. Der Polizist winkt ab und sagt "Ach, da drück ich mal ein auge zu. Dann schönen Tag noch." ich glaube mir ist in dem Moment die Kinnlade runtergefallen.

Aftermath


Wir wollten losfahren, aber das schicksal gab uns die volle Breitseite: Der Wagen sprang nicht an. Nicht mal einen Ton. Hihi, dachte ich, der Tag ist gelaufen.
Ich stieg aus und wir rollten den Wagen rückwärts in eine Rechtsabbiegerkurve. Wir schoben an - nichts. Wir rannten und schoben - nichts. Nicht mal ein Stottern. Zuhause waren Christian und Tom mit einem Kommilitonen in einer Lern-Session und die rief ich an. Die konnten mir sicherlich helfen. Da die Jungs eh eine pause machten um etwas zu essen zu bestellen kontnen sie auch eben rüberkommen und sich die Sache anschauen. Ein Startkabel hatten auch die nicht dabei, aber der feste Glaube, dass es auch mit Anschieben genüge getan wäre war dann auch Programmpunkt. Einer setzte sich rein, der Gefühl für das Pedal hatte und wir schoben und rannten was das Zeug hielt. Er sprang nicht an und wir schauten obs an der beschissenen Benzinzufuhrunterbrechung lag, die bei Unfällen oder Stößen aktiviert wird. Ein fummeliger Knopf linksneben dem Fahrersitz. Wir fummelten den Gummiknopf komplett raus um es zu betrachten, schauten uns im Motorraum um aber nichts half der Sache auf die Sprünge. Also schoben wier erneut an und siehe da - es klappte. Der Motor sprang unbeholfen an und wir fuhren gen Gyros.





„Jedes ausgesprochene Wort erregt den Gegensinn.“

Johann Wolfgang von Goethe






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